Seit Jahrhunderten galt es als feste Regel, Weinflaschen stets horizontal zu lagern. Grund dafür war der klassische Weinkorken aus Naturmaterial, der feucht gehalten werden sollte, um nicht auszutrocknen und den Wein vor zu viel Sauerstoff zu bewahren. Doch die Zeiten haben sich geändert – und mit ihnen die Art der Verschlüsse, die mittlerweile in vielen Weingütern zum Einsatz kommen.
Weinkorken: Tradition mit versteckten Tücken
Naturkork ist kostspielig und nur begrenzt verfügbar. Zudem bringt er das Risiko mit sich, dass ein Wein „korkt“ und dadurch ungenießbar wird. Die Muffnote, die dabei entsteht, macht auch teure Tropfen schnell wertlos. Trotzdem kann die Öffnung einer Flasche mit Naturkork nach wie vor für ein besonderes Weinerlebnis stehen, wenn alles in Ordnung ist. Das berühmte „Plopp“ gehört zweifellos zum Ritual.
Warum Weinkorken immer seltener zum Einsatz kommen
Viele Winzerinnen und Winzer setzen heutzutage auf Schraub- oder Glasverschlüsse, um gleich mehrere Nachteile des Naturkorks zu umgehen.
Neben den geringeren Kosten beim Schrauber und dem niedrigeren Ausfallrisiko gibt es noch einen entscheidenden Vorteil: Die Flasche muss nicht mehr liegend gelagert werden, weil der Verschluss keine Feuchtigkeit benötigt. Außerdem fällt das Entkorken weg, was den Genuss auch unterwegs oder ohne Korkenzieher erleichtert.
Moderne Verschlüsse und flexible Lagerung
Mit einem Schraub- oder Glasverschluss ist der Wein bestens versiegelt, sodass kaum Sauerstoff eindringt. Der oft eingebrachte Einwand, dass der Wein dann ja nicht „atmen“ kann, ist nichtig. Durch den fehlenden Naturkorken haben Flaschen mit alternativen Verschlüssen ein kleines Sauerstoffpolster, das durchaus eine langsame und gleichmäßige Reifung des Weins ermöglicht. Wer keinen speziellen Weinkeller besitzt und seinen Wein in einem normalen Wohnraum aufbewahrt, profitiert von dieser Verschlussart in besonderem Maß. Eine stehend oder liegend gelagerte Flasche mit Schraubverschluss bleibt lange frisch und weist praktisch keine Qualitätsverluste auf. Die immer noch verbreitete Empfehlung, den Wein unbedingt horizontal zu lagern, gilt deshalb vor allem für Flaschen mit Naturkork.
Was wirklich zählt: Temperatur und Ruhe
Ob liegend oder stehend – Faktoren wie gleichbleibend kühle Temperaturen, geringe Lichteinwirkung und möglichst wenig Erschütterungen tragen entscheidend dazu bei, dass Wein sein volles Reifepotenzial entfalten kann. Bei modernen Verschlussmethoden entfallen viele der früheren Lagerzwänge. Das heißt, dass sich ein Regal, das Platz für stehende Flaschen bietet, inzwischen durchaus als praktikabel erweist.
Mehr Freiheit beim Weingenuss
Weinkorken mögen in puncto Atmosphäre unübertroffen sein, doch im Alltag bringen Schraubverschlüsse und andere Alternativen viele Vorteile mit sich. Sie kosten meist weniger, schützen vor Korkfehlern und machen eine aufwendige, horizontal ausgerichtete Lagerung überflüssig. Wer also kein romantisches Ritual vermisst und eher an praktische Handhabung denkt, kann bedenkenlos auf moderne Verschlüsse setzen – und den Wein ganz nach Belieben liegend oder stehend lagern.